Optionsscheine Broschüre

GRUNDLAGEN Ein alltägliches Prinzip – und doch so vielversprechend OPTIONEN SIND KEINE AB- STRAKTEN KONSTRUKTE DES FINANZMARKTS, SONDERN FINDEN SICH – ZUMINDEST INDIREKT – IN VIELEN BEREI- CHEN DES WIRTSCHAFTLICHEN ALLTAGS WIEDER. WENN WIR UNS BEISPIELSWEISE MIT VERSICHERUNGSVERTRÄGEN GEGEN DIVERSE RISIKEN AB- SICHERN, SO NUTZEN WIR DABEI DEN GRUNDGEDANKEN DER OPTION, INDEM EINE VERGLEICHSWEISE GERINGE ZAHLUNG ZUR INANSPRUCH- NAHME EINER POTENZIELL GROSSEN SCHADENSREGULIE- RUNG BERECHTIGT. 4 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE Ein weiteres Beispiel für die Nutzung des Optionsprinzips sind Bausparver- träge, mit deren Hilfe man sich heute schon einen aktuell günstigen Zins für ein mögliches Immobiliendarlehen in der Zukunft sichert. Die Option für den günstigen Darlehenszins, etwa in zehn Jahren, bezahlt man dabei mit einer geringen Verzinsung der Ansparbeträge. Eine Pflicht zur späteren Aufnahme des Bauspardarlehens gibt es hierbei nicht. Lässt sich der Traum vom eigenen Heim in der Zukunft mit noch niedrigeren Zinsen über ein herkömmliches Bankdar- lehen realisieren, wird man auf den Kredit der Bausparkasse vermutlich verzichten. Sind die Zinsen zwischenzeitlich aber kräftig gestiegen, darf man sich über das günstige Bauspardarlehen freuen. EINE OPTION FÜR KAFFEEGENIESSER Um uns dem Konzept der Option zu nähern, konstruieren wir hier einen hypo- thetischen Anwendungsfall im täglichen Leben: Nehmen wir dazu an, dass Sie Ihren Lieblingskaffee in einer kleinen Premium-Rösterei gefunden haben. Ein Pfund dieses Kaffees kostet 10 Euro und mit Ihrer Familie verbrauchen Sie zwei Pfund im Monat. Nun überreicht Ihnen der Ladeninhaber 72 Gutscheine zum Bezug jeweils einer 500-g-Packung des Kaffees zu je 10 Euro. Diese Gutscheine decken Ihren Bedarf für drei Jahre und sind ausschließlich für diesen Zeitraum gültig. Der Kaffeeröster schenkt Ihnen die Gutscheine, um Sie längerfristig als Kunden zu binden. Es handelt sich hierbei um nichts anderes als Optionen zum Be- zug Ihres Lieblingskaffees zu einem fest definierten Preis. Im ersten Jahr der Laufzeit des Gut- scheins kostet Ihr Lieblingskaffee nur noch 9 Euro je Pfund, weil der Kaffee- preis allgemein deutlich gesunken ist. Folglich nutzen Sie Ihre Gutscheine zunächst nicht und kaufen lieber zum niedrigen Ladenpreis. Ab dem zweiten Jahr steigt der Preis Ihres Lieblingskaffees jedoch drastisch auf 12 Euro pro 500-g-Packung. Folglich freuen Sie sich über Ihre Gutscheine, die plötzlich einen Wert von je 2 Euro haben. Durch die Geltendmachung Ihrer Options- rechte können Sie Ihren Lieblingskaffee weiterhin für 10 Euro je Pfund kaufen. Zu Beginn des dritten Jahres steigt der Preis sogar noch einmal um 12,50 Pro- zent von 12 Euro auf 13,50 Euro. Jeder

GRUNDLAGEN Ein Klassiker der Branche TERMINGESCHÄFTE HABEN EINE LANGE HISTORIE, DIE BIS IN DIE ANTIKE ZURÜCK- REICHT, DENN DIE IDEE DES KAUFS UND VERKAUFS VON GÜTERN MIT EINEM SPÄTEREN LIEFERZEITPUNKT IST KEINE ERFINDUNG DER MODERNE. ZUR GROSSEN ZEIT DES SEE- HANDELS IM 17. UND 18. JAHR- HUNDERT WURDEN GANZE SCHIFFSLADUNGEN SCHON VOR REISEANTRITT VERKAUFT UND 1730 BEGAB DIE „KAISER- LICH INDISCHE COMPAGNIE“ AUS ANTWERPEN DIE ÄLTES- TEN NOCH HEUTE ALS HISTO- RISCHE WERTPAPIERE UNTER SAMMLERN GEHANDELTEN OPTIONSSCHEINE. Die Karstadt AG begab im Jahr 1925 als erstes deutsches Unternehmen an der New Yorker Börse eigene Options- scheine, bis der US-Börsencrash von 1929 hierzulande ein zeitweiliges Verbot von Termingeschäften nach sich zog. 1967 war es dann die Deutsche Lufthansa, die eine sogenannte Optionsanleihe begab. Derartige Anleihen boten vergleichsweise niedrige Zinsen. Dafür waren sie aber mit einem Optionsschein verknüpft, der zum Kauf der Aktien des ausgebenden Un- ternehmens zu einem festgelegten Kurs berechtigte und auch losgelöst von der Anleihe gehandelt werden konnte. Ihren Boom erlebten solche Optionsscheine in Japan während der Börsenhausse der 1980er Jahre, als der Nikkei-Index auf sei- nen historischen Höchststand von 38.957 Punkten kletterte. Nicht zuletzt die im Jahr 1973 vorgestellte Black-Scholes- Formel zur Berechnung fairer Preise bot nun endlich eine handfeste Grundlage für den Optionshandel. Die heutigen zu Hunderttausenden an- gebotenen Optionsscheine haben jedoch nichts mehr mit dem Finanzierungsinstru- ment der Optionsanleihe zu tun, sondern basieren auf dem Konzept der „Covered Warrants“, die erstmals im Jahr 1989 vom Bankhaus Trinkaus & Burkhardt angebo- ten wurden. Banken oder Finanzdienstleister begeben nach diesem Ansatz Optionsscheine in Form von börsengelisteten Wertpapie- ren, die durch eigene Bestände in der zugrunde liegenden Aktie gedeckt sind beziehungsweise in der Praxis durch Hedging-Geschäfte abgesichert werden. Dadurch ist es möglich geworden, indivi- duell ausgestattete Optionsscheine auf eine große Auswahl an Basiswerten aus verschiedenen Anlageklassen, von Aktien über Rohstoffe bis hin zu Währungen, zu begeben. Der Siegeszug des Internets mit umfassenden, frei verfügbaren Informa- tionen sowie günstige Onlinebroker und nicht zuletzt die Stuttgarter EUWAX als Pionier der spezialisierten Börsenplätze haben Optionsscheinen seit den späten 1990er Jahren zum Durchbruch verholfen. Private Anleger nutzen heute die Stärken von Optionsscheinen im aktiven Trading, in selektiven Depotbeimischungen und im Rahmen von Absicherungen. Dabei bieten die riesige Auswahl an kompetitiv gepreisten Produkten, der Handel zu niedrigen Gebühren – sogar vom Smart- phone aus – und kostenfreie Realtime- Informationen Möglichkeiten, von denen vor der Jahrtausendwende nicht einmal die Profis zu träumen wagten. 6 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE

GRUNDLAGEN Option oder Optionsschein? OFTMALS IST VON OPTIONSSCHEINEN UND OPTIONEN IN EINEM ATEMZUG DIE REDE, WAS GERADE FÜR NEUEINSTEIGER VERWIRREND SEIN KANN. BEIDE FINANZINSTRUMENTE BASIEREN GRUNDSÄTZLICH AUF DEMSELBEN KONZEPT UND FOLGEN DENSELBEN THEORETISCHEN GRUNDLAGEN. Optionsscheinen ausnahmslos der Emit- tent. Dieser muss mit den theoretisch unbegrenzten Risiken aus den übernom- menen Pflichten des Optionsgeschäfts umgehen. Der Anleger hingegen besitzt ein Wertpapier, das im schlechtesten Fall wertlos werden kann. Mehr als das für den Optionsscheinkauf eingesetzte Kapi- tal zuzüglich der Handelsgebühren kann daher nicht verloren gehen. Während Optionen standardisierte Kontrakte sind, hat der Emittent von Optionsscheinen zudem alle Freiheiten bei der Ausgestaltung der ausgegebenen Wertpapiere. Er kann seine Options- scheine auf beliebige Finanzinstrumente beziehen und die Ausstattungsmerkmale nach den Bedürfnissen seiner Kunden frei gestalten. Dadurch wird auch erreicht, dass der einzelne Optionsschein mithil- fe von Bezugsverhältnissen meist ein niedriges Preisniveau besitzt und somit im Gegensatz zu vielen Terminbörsenkon- trakten bereits mit sehr geringem Einsatz sowie mit flexibel skalierbaren Investiti- onssummen handelbar ist. Der Hauptunterschied besteht darin, dass der Optionsschein als börsengelistetes Wertpapier anhand einer International Securities Identification Number (ISIN) beziehungsweise Wertpapierkennnum- mer (WKN) gekauft und wieder verkauft werden kann. Dagegen werden Optionen als bedingte Termingeschäfte an spezi- ellen Terminbörsen gehandelt. An solchen Terminbörsen, in Deutschland ist dies die Eurex, werden standardisierte Kontrakte angeboten, die auf den Kauf und Verkauf von Finanzinstrumenten zu einem jeweiligen Zeitpunkt in der Zukunft abzielen. Dabei handelt es sich allerdings nicht um Wertpapiere. Stattdessen bietet die Terminbörse die Plattform zum Abschluss ihrer standar- disierten Verträge für bedingte und un- bedingte Termingeschäfte (Optionen und Futures). Jeder Teilnehmer kann an der Terminbörse als Käufer oder als Verkäu- fer der gewünschten Kontrakte auftreten. Er kann bei Optionen also die damit verbundenen Rechte erwerben oder als sogenannter Stillhalter die jeweilige Op- tionsprämie vereinnahmen und dafür die entsprechenden Pflichten übernehmen. Der Optionsverkäufer beziehungsweise Stillhalter trägt dabei Risiken, die weit über die ursprünglich eingenommene Optionsprämie hinausgehen können. Bei Optionsscheinen ist das anders. Hier ist der Anleger immer der Rechteinha- ber. Das Wertpapier kann gekauft und wieder veräußert werden. Niemals jedoch könnte ein Optionsscheinanleger als Still- halter tätig werden. Der Stillhalter ist bei 8 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE

GRUNDLAGEN Put- Optionsschein ALS GEGENSTÜCK ZUM CALL- OPTIONSSCHEIN VERLEIHT EIN PUT-OPTIONSSCHEIN SEINEM INHABER DAS RECHT, DEN ZUGRUNDE LIEGENDEN BASISWERT ZU EINEM FEST- GELEGTEN PREIS (BASISPREIS) IM RAHMEN EINER FEST DEFI- NIERTEN LAUFZEIT ZU VER- KAUFEN. DEMNACH SETZEN ANLEGER MIT EINEM PUT- OPTIONSSCHEIN AUF SINKENDE NOTIERUNGEN DES BASIS- WERTS, UM VOM POTENZIELLEN WERTZUWACHS DES VERKAUFS- RECHTS ZU PROFITIEREN. Auch bei Put-Optionsscheinen besteht der besondere Reiz in der Hebelwirkung, denn prozentuale Kursverluste des Basis- werts wirken sich überproportional in prozentualen Gewinnen des jeweiligen Put-Optionsscheins aus. Dadurch ermögli- chen Put-Optionsscheine große Gewinne mit kleinem Einsatz bei sinkenden Basis- wertkursen. Allerdings führt die Hebel- wirkung ebenso zu überproportionalen Verlusten bei steigenden Basiswert- kursen. Im schlechtesten Fall wird der erworbene Put-Optionsschein wertlos und erzeugt somit einen Totalverlust. Die untenstehende Grafik zeigt ein typisches Gewinn-Verlust-Diagramm für einen Put-Optionsschein am Ende der fest definierten Laufzeit. Im Falle des Totalverlusts geht der ursprüngliche Kaufpreis des Optionsscheins vollständig verloren (zuzüglich Handelsgebühren). Notiert der Basiswert am Bewertungstag jedoch unter dem Basispreis (im darge- stellten Beispiel 100 Euro), so entspricht der Wert des Optionsrechts der Diffe- renz zwischen dem Basispreis und dem Basiswertkurs (multipliziert mit dem Be- zugsverhältnis). Ein Gewinn fällt jedoch erst an, wenn diese Differenz größer als der ehemals bezahlte Optionsschein- preis ist (im Beispiel bei Basiswertkursen unterhalb von 90 Euro). Die potenziellen Gewinne des Put-Optionsscheins sind durch das Szenario einer Wertlosigkeit des Basiswerts begrenzt. GEWINNE / VERLUSTE EINES EXEMPLARISCHEN PUT-OPTIONS- SCHEINS AM BEWERTUNGSTAG Annahme: Ehemaliger Kaufpreis des Put-Optionsscheins 10 Euro Basispreis 100 Euro Somit liegt die Gewinnschwelle, ab der mit dem Put-Optionsschein am Bewertungstag Gewinne anfallen, bei einem Basiswertkurs von 90 Euro. t s u l r e V / n n w e G i 70 60 50 40 30 20 10 0 −10 −20 10 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE Gewinnschwelle (Break-Even) Gewinn 5 4 0 6 5 7 0 9 Verlust 0 0 1 Basiswertkurs Basispreis

PREISBESTANDTEILE Innerer Wert EIN INNERER WERT IST IMMER DANN VORHANDEN, WENN DER BASISWERT DURCH DIE AUS- ÜBUNG DES OPTIONSRECHTS IM VERGLEICH ZU SEINEM AK- TUELLEN BÖRSENKURS GÜNS- TIGER GEKAUFT BZW. TEURER VERKAUFT WERDEN KÖNNTE. BEIM CALL-OPTIONSSCHEIN ERGIBT SICH DER INNERE WERT DEMNACH AUS DER DIF- FERENZ ZWISCHEN DEM AKTU- ELLEN BASISWERTKURS UND DEM BASISPREIS. BEIM PUT- OPTIONSSCHEIN ERRECHNET SICH DER INNERE WERT UM- GEKEHRT AUS DER DIFFERENZ ZWISCHEN DEM BASISPREIS UND DEM AKTUELLEN BASIS- WERTKURS. Rechnerisch könnte eine solche Differenz auch einen negativen Wert annehmen, wenn zum Beispiel der Basiswert eines Call-Optionsscheins unter dem Basispreis notiert. Weil der Inhaber des Options- scheins aber nur das Recht und nicht die Pflicht zur Ausübung der Option hat, kann der innere Wert ausschließlich positiv sein oder den Wert null anneh- men. Schlimmstenfalls ist das Recht zur Ausübung wertlos. Bei der Betrachtung des inneren Werts muss immer auch das Bezugsverhältnis des Optionsscheins berücksichtigt werden. Wenn sich zum Beispiel zehn Optionsscheine auf eine Einheit des Basiswerts beziehen, muss der errechnete innere Wert mit 0,1 mul- tipliziert werden, um die Größe für einen einzelnen Optionsschein zu erhalten. IM / AM / AUS DEM GELD „IM GELD“ ODER „IN THE MONEY“ notiert ein Optionsschein, wenn er bereits einen inneren Wert besitzt. Das bedeutet, der Basiswertkurs notiert beim Call-Optionsschein über dem Basis- preis und beim Put-Optionsschein unter dem Basispreis. Von Optionsscheinen, die FORMEL INNERER WERT Innerer Wert Call = MAX{(Basiswertkurs − Basispreis) × Bezugsverhältnis; 0} Innerer Wert Put = MAX{(Basispreis − Basiswertkurs) × Bezugsverhältnis; 0} BEISPIELE Call-Optionsschein: Basispreis 100 Euro Bezugsverhältnis 0,1 Basiswertkurs 120 Euro Put-Optionsschein: Basispreis 100 Euro Bezugsverhältnis 0,1 Basiswertkurs 90 Euro Innerer Wert = (120 Euro − 100 Euro) × 0,1 = 2 Euro Innerer Wert = (100 Euro − 90 Euro) × 0,1 = 1 Euro 12 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE „tief im Geld“ oder „deep in the money“ notieren, ist beim Vorhandensein eines großen inneren Werts die Rede. „AM GELD“ ODER „AT THE MONEY“ notiert ein Optionsschein, wenn der Basispreis und der aktuelle Basiswertkurs einander entsprechen. „AUS DEM GELD“ ODER „OUT OF THE MONEY“ notiert ein Optionsschein, dessen Basispreis über (Call) bzw. unter (Put) dem aktuellen Basiswertkurs liegt. Es ist also kein innerer Wert vorhanden und eine Ausübung wäre unvorteilhaft. Von „weit aus dem Geld“ oder „far out of the money“ notierenden Optionsscheinen spricht man, wenn der Basiswert eine weite Strecke bis zum Basispreis zurück- legen müsste. MONEYNESS Die aktuelle Konstellation zwischen Basiswertkurs und Basispreis beschreibt die sogenannte Moneyness als einfache Kennzahl. Dazu wird beim Call-Options- schein der aktuelle Basiswertkurs durch den Basispreis des Optionsscheins dividiert (Moneyness Call = Basiswert- kurs / Basispreis). Beim Put-Optionsschein erfolgt die Berechnung umgekehrt (Moneyness Put = Basispreis / Basis- wertkurs). Demnach ist die Moneyness größer als eins, wenn der Optionsschein im Geld notiert. Exakt am Geld notiert ein Optionsschein mit einer Moneyness von eins. Und aus dem Geld notieren Optionsscheine mit einer Moneyness kleiner als eins.

PREISBESTANDTEILE Aufgeld DAS ABSOLUTE AUFGELD IST DER BETRAG, UM DEN DER KAUF (CALL) BZW. DER VER- KAUF (PUT) DES BASISWERTS ÜBER DIE AUSÜBUNG DES OP- TIONSRECHTS TEURER WÄRE BZW. WENIGER EINBRINGEN WÜRDE, ALS WENN DER BASIS- WERT DIREKT ZUM AKTUEL- LEN BÖRSENKURS GEHANDELT WIRD. Bei einem Optionsschein mit innerem Wert entspricht das absolute Aufgeld dem Zeitwert. Dies ist der Mehrauf- wand, der beim Basiswert-Kauf über eine Ausübung des Call-Optionsscheins im Vergleich zum direkten Börsenhan- del anfallen würde. Beim Verkauf des Basiswerts mittels der Ausübung eines Put-Optionsscheins würde der Zeitwert hingegen einen Minderertrag hervorrufen. Notiert ein Optionsschein hingegen aus dem Geld, so wäre seine Ausübung noch ungünstiger, denn der Basispreis liegt über (Call) bzw. unter (Put) dem aktuellen Basiswertkurs. Das absolute Aufgeld umfasst in diesem Fall also den Zeitwert des Optionsscheins und zusätz- lich die Differenz zwischen dem Basis- preis und dem Basiswertkurs (Call) bzw. dem Basiswertkurs und dem Basispreis (Put). Zum Beispiel könnte der Basiswert eines Call-Optionsscheins (Ausübungspreis 100 Euro, Bezugsverhältnis 1,0) aktuell bei 80 Euro notieren, während der Op- tionsschein 1 Euro kostet (ausschließlich Zeitwert). Dann beträgt das absolute Aufgeld (100 − 80) + 1 = 21 Euro. Der Kauf des Basiswerts über die Ausübung des Optionsscheins wäre also um 21 Euro teurer als der Basiswertkauf direkt an der Börse. 14 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE FORMEL ABSOLUTES AUFGELD Absolutes Aufgeld Call = Basispreis + (Optionsscheinkurs / Bezugsverhältnis) − Basiswertkurs Absolutes Aufgeld Put = Basiswertkurs + (Optionsscheinkurs / Bezugsverhältnis) − Basispreis BEISPIELE Call-Optionsschein: Put-Optionsschein: Basispreis 100 Euro Basispreis 100 Euro Bezugsverhältnis 0,1 Bezugsverhältnis 0,1 Optionsscheinkurs Basiswertkurs 2 Euro 110 Euro Optionsscheinkurs 0,67 Euro Basiswertkurs 110 Euro absolutes Aufgeld = 100 Euro + (2 Euro / 0,1) − 110 Euro = 10 Euro absolutes Aufgeld = 110 Euro + (0,67 Euro / 0,1) − 100 Euro = 16,70 Euro FORMEL PROZENTUALES AUFGELD Um das prozentuale Aufgeld zu berechnen, wird das absolute Aufgeld auf den aktuellen Basiswertkurs bezogen. Prozentuales Aufgeld = absolutes Aufgeld / Basiswertkurs × 100 % BEISPIELE Put-Optionsschein mit absolutem Aufgeld von 16,70 Euro: Call-Optionsschein mit absolutem Aufgeld von 10 Euro: Aufgeld = 16,70 Euro / 110 Euro × 100 % = 15,18 % Aufgeld = 10 Euro / 110 Euro × 100 % = 9,09 % FORMEL AUFGELD P. A. Um mehrere Optionsscheine mit unterschiedlichen Laufzeiten auf denselben Basiswert vergleichbar zu machen, wird das prozentuale Aufgeld anhand der Restlaufzeit normiert. Aufgeld p. a. = prozentuales Aufgeld / Restlaufzeit in Jahren BEISPIELE Call-Optionsschein 1: Call-Optionsschein 2: Prozentuales Aufgeld 9,09 % Prozentuales Aufgeld 5,38 % Restlaufzeit 323 Tage = 0,885 Jahre Restlaufzeit 198 Tage = 0,543 Jahre Aufgeld p. a. = 9,09 % / 0,885 = 10,27 % Aufgeld p. a. = 5,38 % / 0,543 = 9,91 %

PREISRELEVANTE EINFLÜSSE Delta DAS DELTA GIBT AN, UM WIE VIEL EURO SICH DER PREIS EINES OPTIONSSCHEINS VER- ÄNDERT, WENN DER BASIS- WERT UM EINE EINHEIT, ZUM BEISPIEL UM EINEN EURO BEI HEIMISCHEN AKTIEN ODER UM EINEN PUNKT BEI EINEM INDEX ALS BASISWERT, STEIGT ODER FÄLLT. DABEI IST DAS BEZUGS- VERHÄLTNIS ZU BERÜCKSICH- TIGEN, WENN ES VON 1,00 ABWEICHT. Der Preis eines Call-Optionsscheins steigt (bereinigt um sein Bezugsverhältnis) um Delta × 1 Euro, wenn der Basiswert um eine Einheit zulegt. Er sinkt hingegen um Delta × 1 Euro, wenn der Basiswert um eine Einheit nachgibt. Das Delta des Call-Optionsscheins ist folglich eine positive Zahl. Dagegen ist das Delta eines Puts negativ, denn der Preis des Put- Optionsscheins legt um Delta × 1 Euro zu, wenn der Basiswert um eine Einheit sinkt, und er fällt um Delta × 1 Euro, wenn der Basiswertkurs um eine Einheit steigt. Da ein Optionsschein in der Regel schwä- cher als eins zu eins auf die absoluten Veränderungen des Basiswertkurses reagiert, ist das Delta des Call-Options- scheins kleiner gleich 1 und das Delta des Puts größer gleich −1. Zudem ist das Delta nicht konstant, sondern es verändert sich mit den Kursbewegungen des Basiswerts. Die Reaktionsstärke des Optionsschein- kurses nimmt also zu oder ab. Das Delta eines Calls ist 0 oder nahezu 0, wenn der Call weit aus dem Geld notiert, und steigt zunehmend stark an, je mehr der Optionsschein ans Geld heranläuft. Bei einem Call-Optionsschein am Geld notiert das Delta ungefähr bei 0,5 bzw. leicht darüber. Je weiter der Optionsschein dann ins Geld läuft, desto 16 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE schwächer wächst das Delta weiter an, bis es maximal den Wert 1 erreicht. Ein sehr weit im Geld notierender Call-Op- tionsschein liefert also den Spezialfall, dass er (fast) eins zu eins auf die abso- luten Schwankungen seines Basiswerts reagiert. Beim Put-Optionsschein verhält sich das Delta identisch, aber mit umgekehrten Vorzeichen. Es nimmt Werte zwischen 0 und −1 an und notiert nahe 0, wenn der Put-Optionsschein weit aus dem Geld liegt. Bis zur Notierung des Put-Options- scheins am Geld bewegt sich das Delta zunehmend stark auf ca. −0,5 zu und nähert sich mit wachsendem inneren Wert immer langsamer −1. Ein tief im Geld notierender Put-Optionsschein rea- giert somit (fast) eins zu eins auf weiter sinkende Basiswertkurse. Die Grafiken zeigen typische Delta- Verläufe exemplarischer Call- und Put-Optionsscheine in Abhängigkeit vom Basiswertkurs. Dabei wird die zuvor beschriebene S-Form der Delta-Kurve deutlich. Ferner sind jeweils drei verschie- dene Laufzeiten dargestellt. Hier zeigt sich, dass die Delta-Kurve umso steiler verläuft, je kürzer die Restlaufzeit des Optionsscheins ist. Beträgt die Laufzeit nur noch einen Monat, so bewegt sich das Delta am Geld sehr steil zwischen Werten nahe bei 0 und nahe bei 1 bzw. −1. BEISPIEL Call-Optionsschein: Basispreis Bezugsverh. Laufzeit Optionsschein Delta Basiswertkurs 100 Euro 0,1 1 Jahr 1,36 Euro 0,55 100 Euro Basiswert steigt um 1 Euro auf 101 Euro => Optionsscheinkurs 1,415 Euro = 1,36 Euro + (0,55 × 1 Euro × 0,1) DELTA EINES CALL-OPTIONSSCHEINS (BASISPREIS 100) IN ABHÄNGIGKEIT VOM BASISWERTKURS a t l e D 1,00 0,90 0,80 0,70 0,60 0,50 0,40 0,30 0,20 0,10 0,00 Restlaufzeit 12 Monate 4 Monate 1 Monat Basiswertkurs 0 3 0 5 0 7 0 9 0 1 1 0 3 1 0 5 1 0 7 1 0 9 1 DELTA EINES PUT-OPTIONSSCHEINS (BASISPREIS 100) IN ABHÄNGIGKEIT VOM BASISWERTKURS 0 5 0 7 0 9 0 1 1 0 3 1 0 5 1 0 7 1 0 9 1 Basiswertkurs Restlaufzeit 12 Monate 4 Monate 1 Monat 0,00 −0,10 −0,20 −0,30 −0,40 −0,50 −0,60 −0,70 −0,80 −0,90 −1,00 a t l e D

PREISRELEVANTE EINFLÜSSE Vega NEBEN DEN KURSÄNDERUN- GEN DES BASISWERTS HABEN DIE VERÄNDERUNGEN DER VOLATILITÄT EINEN STARKEN EINFLUSS AUF DEN OPTIONS- SCHEINKURS. DAS VEGA GIBT AN, UM WIE VIEL EURO SICH DER KURS DES OPTIONS- SCHEINS BEWEGT, WENN DIE IMPLIZITE VOLATILITÄT UM EINEN PROZENTPUNKT STEIGT ODER FÄLLT. HOHE BEDEUTUNG DER VOLATILITÄT Die Tabelle zeigt hypothetische Preise eines exemplarischen Optionsscheins am Geld (Laufzeit sechs Monate, Basispreis 100 Euro, Bezugsverhältnis 1,0) allein in Abhängigkeit von verschiedenen Niveaus der impliziten Volatilität. imp. Volatilität 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % OS-Preis 6,11 Euro 8,90 Euro 11,68 Euro 14,44 Euro 17,19 Euro Rufen wir uns an dieser Stelle noch einmal das anfängliche Beispiel der Gutscheine bzw. Optionsscheine zum Kauf von Kaffee in Erinnerung. Dort hatten wir angenommen, dass Ihnen der Kaffeeröster die Gutscheine zur Kundenbindung schenkt. Wenn der La- denpreis für Kaffee extremen Schwan- kungen unterliegen würde, dürfte sich ein anderes Bild ergeben. Da der Kaffee neben potenziellen Preissenkungen dann auch dramatischen Preissteigerungen unterliegen könnte, wären Gutscheine für drei Jahre als Werbemaßnahme wohl etwas zu viel des Guten. 18 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE Je stärker die Notierungen des Basis- werts schwanken, desto teurer ist ein Optionsschein. Das gilt gleichermaßen für Call- und Put-Optionsscheine. Ge- messen wird die Schwankungsintensität eines Finanzinstruments, zum Beispiel einer Aktie oder eines Index, anhand der Volatilität. Mathematisch handelt es sich dabei um die annualisierte Standardab- weichung der täglichen Renditen des Ba- siswerts. Eine Aktie, die heute um sechs Prozent zulegt und morgen wieder vier Prozent verliert, hat offensichtlich eine größere Schwankungsintensität als ein Basiswert mit täglichen Kursänderungen von lediglich einem Prozent. Man unterscheidet die historische und die implizite Volatilität. Die historische Volatilität wird aus den vergangenen Bewegungen eines Basiswerts innerhalb eines bestimmten Zeitraums berechnet. Bei der Bewertung von Optionsscheinen hilft jedoch der Blick in die Vergangen- heit nicht weiter, da plötzliche starke Schwankungen, etwa nach unvorherge- sehenen Unternehmensmeldungen, nur geringe Auswirkungen auf die Berech- nung eines zurückliegenden Zeitraums haben. In den Preis eines Optionsscheins muss daher die Erwartung für die zukünftige Schwankungsintensität des Basiswerts einfließen. Dabei spricht man von der erwarteten, der sogenannten impliziten Volatilität. Angesichts des großen Angebots an Optionen und Optionsscheinen ist die implizite Volatilität jedoch keine Größe, die der einzelne Market Maker nach Belieben festlegen kann. Vielmehr bildet sich eine Art Marktpreis für die impli- zite Volatilität in den verschiedenen Laufzeiten je Basiswert, an dem sich der VEGA EXEMPLARISCHER CALL-OPTIONSSCHEINE IN ABHÄNGIGKEIT VOM BASISWERTKURS Restlaufzeit 12 Monate 4 Monate 1 Monat a g e V 0,45 0,40 0,35 0,30 0,25 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 0 3 5 4 0 6 5 7 0 9 5 0 1 0 2 1 5 3 1 0 5 1 5 6 1 0 8 1 5 9 1 Basiswertkurs

PREISRELEVANTE EINFLÜSSE Sie werden also auch das höchste Vega besitzen und somit stark auf Veränder- ungen der impliziten Volatilität reagie- ren. Im Geld notierende Optionsscheine bestehen je nach Konstellation teilweise oder sogar überwiegend aus innerem Wert. Je weiter sie ins Geld wandern, desto größer ist der Anteil des inneren Werts. Der Zeitwert spielt im Gesamt- preis somit eine immer geringere Rolle. Folglich nimmt hier auch das Vega ab, sodass sich Volatilitätsänderungen zu- nehmend schwächer auswirken. Die auf Seite 18 stehende Grafik zeigt den Verlauf des Vegas in Abhängigkeit vom Basiswertkurs für drei Call-Options- scheine mit einem Basispreis von 100 Euro und unterschiedlichen Lauf- zeiten. Grundsätzlich ist das Niveau des Vegas umso höher, je länger die Rest- laufzeit des Optionsscheins ist. Um die oftmals hohe Bedeutung von Volatili- tätsänderungen noch einmal zu veran- schaulichen, stellt die nachfolgende Grafik je eine exemplarische Delta- und Vega-Kurve gegenüber und zeigt in einer dritten Kurve das Verhältnis der beiden Kennzahlen. Notiert der angenommene Call-Optionsschein (Basispreis 100 Euro, Laufzeit 12 Monate) tief im Geld, so ist das Vega im Vergleich zum Delta gering. Eine Volatilitätsänderung um einen Prozentpunkt wirkt sich also deutlich schwächer aus als eine Kursänderung des Werts um einen Euro. Je weiter der Optionsschein aber aus dem Geld notiert, desto stärker wird der Einfluss des Vegas im Vergleich zum Delta. Im Extremfall ist das Vega sogar etwas größer als das Delta, sodass der weit aus dem Geld notierende Optionsschein stärker auf Volatilitätsänderungen als auf eine Kursbewegung des Basiswerts um eine Einheit reagiert. DAS SOLLTEN SIE BEACHTEN Wer die Chancen steigender impliziter Volatilitäten nutzen möchte, bevorzugt nahe am Geld notierende Optionsscheine. Wer hingegen Volatilitätsrückgänge erwartet und deren negative Auswirkungen abmildern möchte, greift eher zu tief im Geld liegenden Optionsscheinen. VEGA, DELTA UND VERHÄLTNIS ZWISCHEN VEGA UND DELTA EINES EXEMPLARISCHEN CALL-OPTIONSSCHEINS IN ABHÄNGIGKEIT VOM BASISWERTKURS 1,40 1,20 1,00 0,80 0,60 0,40 0,20 0,00 t n e i t o u Q - a t l e D - a g e V , a t l e D , a g e V Vega-Delta- Quotient Delta Vega 0 3 5 4 0 6 5 7 0 9 5 0 1 0 2 1 5 3 1 0 5 1 5 6 1 0 8 1 5 9 1 Basiswertkurs 20 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE

PREISRELEVANTE EINFLÜSSE DAS SOLLTEN SIE BEACHTEN (keine Anlageempfehlung) Wer vom unvermeidbaren Zeitwert- verlust möglichst wenig betroffen sein möchte, legt seinen Fokus auf Optionsscheine, die deutlich im Geld notieren. Hier spielt der Zeitwert neben dem höheren inneren Wert ohnehin eine eher untergeordnete Rolle und das Theta wächst langsamer als bei Optionsscheinen am Geld. Möchte man hingegen größere Hebelwirkungen (Omega) realisieren und daher Options- scheine am Geld nutzen, ist vor allem bei kurzen Laufzeiten Vorsicht geboten, denn der Zeitwertverfall nimmt hier stark zu. Ein Ausweg können längere Laufzeiten und damit vergleichsweise niedrige Theta-Werte bieten. Wer mit einer bestehenden Position in eine Phase mit starkem Theta-Wachstum zu geraten droht, aber das Investment fortführen möchte, kann den Wechsel in Optionsscheine mit längerer Lauf- zeit und geringerem Zeitwertverlust in Erwägung ziehen. PROZENTUALES WOCHENTHETA VON DREI EXEMPLARISCHEN CALL-OPTIONSSCHEINEN MIT VERSCHIEDENEN RESTLAUFZEITEN (BASISPREIS EINHEITLICH 100 EURO) 0 % −2 % −4 % −6 % −8 % −10 % −12 % −14 % l a u t n e z o r p a t e h T s e h c i l t n e h c ö w Restlaufzeit 12 Monate 4 Monate 1 Monat Basiswertkurs 0 3 0 5 0 7 0 9 0 1 1 0 3 1 0 5 1 0 7 1 0 9 1 0 1 2 0 3 2 22 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE

EINSATZMÖGLICHKEITEN Das Zauberwort heißt Flexibilität Trading AUFGRUND IHRER HEBELWIR- KUNG WERDEN OPTIONSSCHEI- NE HÄUFIG ALS TRADING- INSTRUMENTE VERWENDET. ANLEGER SETZEN MIT CALL- OPTIONSSCHEINEN AUF ÜBER- PROPORTIONALE GEWINNE BEI STEIGENDEN BASISWERTKUR- SEN ODER ERZIELEN MITHILFE VON PUT-OPTIONSSCHEINEN IN EINEM ABWÄRTSTREND DES ZUGRUNDE LIEGENDEN BASIS- WERTS ÜBERPROPORTIONALE ERTRÄGE. Absicherung MIT PUT-OPTIONSSCHEINEN IST ES MÖGLICH, DIE KURS- RISIKEN BEISPIELSWEISE VON AKTIENPOSITIONEN TEILWEISE ODER GANZ AUSZUSCHALTEN UND GLEICHZEITIG DIE GE- WINNCHANCEN BEI STEIGEN- DEN BASISWERTKURSEN IN EINGESCHRÄNKTEM MASSE WEITERHIN ZU NUTZEN. 24 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE Grundsätzlich eignen sich Optionsscheine sowohl für das Intraday-Trading wie auch für die Nutzung mehrtägiger oder mehr- wöchiger Basiswerttrends. Bei einer län- geren Haltedauer ist allerdings immer die begrenzte Laufzeit der Optionsscheine zu beachten. Dabei definiert nicht nur der Bewertungstag ein natürliches Positions- ende, bis zu dem das Basiswertszenario realisiert sein muss. Auch die Phase des möglicherweise stark zunehmenden Zeitwertverfalls gegen Ende der Laufzeit muss in die Planungen einbezogen wer- den. Deshalb sollte die Laufzeit bei der Selektion eines passenden Options- scheins besser zu lang als zu kurz gewählt werden. Sofern dennoch kurze Restlauf- zeiten zum Einsatz kommen, sind oftmals tief im Geld notierende Optionsscheine vorteilhaft. Der Anteil des Zeitwerts am Optionsscheinkurs ist in dieser Konstel- lation tendenziell gering, sodass dem wachsenden Zeitwertverlust eine etwas geringere Bedeutung zukommt. Währenddessen sind speziell im Intraday- Trading ausreichende Handelszeiten eine notwendige Voraussetzung. Wer beispielsweise auf US-amerikanische Ba- siswerte setzt, möchte auch während der US-Handelszeiten auf Kursbewegungen reagieren können. Optionsscheine von Morgan Stanley sind daher größtenteils börsentäglich von 8:00 bis 22:00 Uhr handelbar. Das gilt für Optionsscheine auf die meisten Aktien und Indizes, Währungen sowie die wichtigsten Roh- stoffe. Eine detaillierte Übersicht zu den Handelszeiten finden Sie auf der Website https://zertifikate.morganstanley.com/ Services/HandelsUndKnockOutZeiten. Um einzelne Depotpositionen abzusichern, werden Put-Optionsscheine auf den betreffenden Basiswert gekauft. Will man hingegen ein ganzes Aktienportfolio beispielsweise in der Urlaubszeit gegen größere Verluste schützen, bietet sich eher der Kauf von Put-Optionsscheinen auf einen Index an, der das Aktiendepot hinreichend widerspiegelt. Die erworbenen Put-Optionsscheine sind hierbei mit einer Versicherung vergleichbar. Gegen die Zahlung einer Versicherungsprämie (Put-Erwerb) erhält man einen Schutz für den Schadensfall (Gewinne mit den Put-Optionsscheinen bei sinkenden Basiswertkursen). Wenn der Schadensfall hingegen nicht eintritt, bleibt die Versicherung unge- nutzt und die gekauften Put-Options- scheine verfallen wertlos. Sollte der abgesicherte Basiswert jedoch kräftige Kursgewinne erzielen, kann er die bezahl- te Put-Prämie gegebenenfalls ausglei- chen oder sogar überkompensieren. Die Gewinnchancen bleiben also abzüglich der Aufwendungen für den Put-Erwerb erhalten.

EINSATZMÖGLICHKEITEN Cash Extraction BEI DER STRATEGIE DER CASH EXTRACTION REALISIERT DER ANLEGER DEN GEWINN EINES BESTEHENDEN DIREKTIN- VESTMENTS UND SCHICHTET DIESEN GEWINN ZUMINDEST TEILWEISE IN CALL-OPTIONS- SCHEINE UM. VON WEITEREN KURSGEWINNEN DES BASIS- WERTS LÄSST SICH AUF DIE- SEM WEGE PROFITIEREN, OHNE DASS DER URSPRÜNGLICHE KAPITALEINSATZ DEN MARKT- RISIKEN AUSGESETZT BLEIBT. ausgesetzt. Nach weiteren sechs Mona- ten notiert die Aktie bei 145 Euro und der Preis des Call-Optionsscheins ist auf 5,10 Euro gestiegen (4,90 Euro innerer Wert + 0,20 Euro restlicher Zeitwert). Der Verkauf der 1.499 Optionsscheine führt zu einem Erlös von 7.644,90 Euro. Das sind 5.246,50 Euro Gewinn, zu denen der bereits realisierte Aktienertrag von 600 Euro hinzukommt. Insgesamt hat der Anleger demnach einen Gewinn in Höhe von 5.846,50 Euro erzielt, während mit einem Festhalten an der Aktie letztendlich 7.500 Euro Gewinn aufgelaufen wären. Der Anleger musste demnach zwar einen Zeitwertverlust hinnehmen. Dafür bestand ab dem Wechsel in den Optionsschein aber kein Risiko mehr für den ursprünglichen Kapitaleinsatz. Selbst wenn die Aktie auf 50 Euro eingebrochen wäre, hätte der Anleger sein ehemals eingesetztes Kapital von 7.000 Euro sowie den einbe- haltenen Teilgewinn von gut 600 Euro bereits gesichert. Die allgemein bekannte Börsenweisheit „Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen" lässt sich durch die Cash Extraction möglicherweise leichter als beim Festhalten am Direktinvestment befolgen. Das ursprünglich eingesetzte Kapital steht damit zudem auch für neue Investments zur Verfügung. Je nach Höhe der durch das Direktinvestment bereits aufgelaufenen Gewinne kann es sich anbieten, nur einen Teil davon in Call-Optionsscheine zu investieren. In diesem Fall wäre ein gewisser Mindest- ertrag bereits gesichert. BEISPIEL Ursprünglich wurden 100 Aktien à 70 Euro für insgesamt 7.000 Euro erworben. Mittlerweile ist die Aktie auf 100 Euro gestiegen, sodass sich ein Gewinn von 3.000 Euro realisieren lässt. Ein einjähriger Call-Optionsschein mit Basispreis 96 Euro und Bezugsver- hältnis 0,10 notiert bei 1,60 Euro. Das Delta beträgt 0,667 und der Anleger möchte zum aktuellen Zeitpunkt an den nächsten Aktienkursgewinnen partizi- pieren. Dann sind 100 / 0,1 / 0,667 = 1.499 Call-Optionsscheine für insge- samt 2.398,40 Euro zu erwerben. Vom realisierten Gewinn der Aktienposition bleiben also in jedem Fall gut 600 Euro übrig und die ursprünglich investierten 7.000 Euro sind keinem Risiko mehr 26 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE

EINSATZMÖGLICHKEITEN Aktiensubstitution WENN DAS NOTWENDIGE KAPITAL FÜR EINEN GEPLAN- TEN AKTIENKAUF VORERST NOCH ANDERWEITIG GEBUN- DEN IST, KÖNNEN CALL-OPTI- ONSSCHEINE ALS VORÜBER- GEHENDES, WEITAUS WENIGER KAPITALINTENSIVES ALTER- NATIVINVESTMENT IN ERWÄ- GUNG GEZOGEN WERDEN. Dabei muss die Laufzeit der Options- scheine mindestens bis zu dem Zeitpunkt reichen, ab dem das bislang gebundene Kapital für den Aktienkauf verfügbar wird. Mithilfe der Call-Optionsscheine kann der Anleger zumindest einen Teil der erwarteten Aktienkursgewinne vereinnahmen und später in die Aktie einsteigen. Die zeitweilige Aktiensubstitu- tion hat ferner den Vorteil, dass vorerst nur das Optionsschein-Investment dem Risiko einer negativen Wertentwicklung ausgesetzt ist. Sollte sich der Basiswert bis zum geplanten Start des Direktin- vestments sehr schwach entwickeln, bleibt der Großteil des Kapitals davon unberührt. Straddle DER STRADDLE GEHÖRT ZU DEN KOMBINATIONSSTRATE- GIEN, DIE SICH MIT OPTIONS- SCHEINEN REALISIEREN LASSEN. HIERBEI ERWARTET DER ANLEGER EINE STARKE TRENDBEWEGUNG DES BASIS- WERTS, LEGT SICH ABER NICHT AUF DEREN RICHTUNG FEST. AUSGIEBIG STEIGENDE ODER KRÄFTIG SINKENDE BASIS- WERTKURSE SIND GLEICHER- MASSEN WILLKOMMEN. 28 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE Zum Aufsetzen eines Straddles werden gleichzeitig Call- und Put-Optionsscheine auf denselben Basiswert, in gleicher Anzahl, mit identischer Laufzeit und mit demselben Basispreis am Geld erworben. Zum Einstiegszeitpunkt sollte sich der Basiswert möglichst in einer ruhigen Phase befinden, damit die impliziten Volatilitäten relativ niedrig sind und die Optionsscheine somit günstig erworben werden können. Eine anschließend stei- gende Volatilität würde dann sowohl den Preis des Call-Optionsscheins als auch den Preis des Put-Optionsscheins positiv beeinflussen. Sobald sich der Basiswertkurs nach dem Kauf eines Straddles bewegt, profitiert einer der beiden Optionsscheine, wäh- rend der andere nachgibt. Damit hierbei ein Gewinn entsteht, muss der einerseits entstehende Ertrag den andererseits auf- laufenden Verlust mehr als ausgleichen. Damit am Bewertungstag nicht beide Optionsscheine wertlos verfallen, muss sich der Basiswert vom einheitlichen Basispreis entfernt haben. Für einen Gewinn bei der Endabrechnung muss der Call-Optionsschein oder der Put-Options- schein einen inneren Wert besitzen, der den ehemaligen Gesamtpreis für beide Optionsscheine übertrifft. Die nebenstehende Grafik zeigt exem- plarisch die prozentualen Gewinne und Verluste eines Straddles am Bewertungs- tag. Dort wurde angenommen, dass für den Call- und den Put-Optionsschein zum Einstieg insgesamt 2,35 Euro bei einem Basispreis von 100 Euro und einem Be- zugsverhältnis von 0,1 zu zahlen waren. Der Basiswert muss bei der finalen Be- wertung somit oberhalb von 123,50 Euro oder unterhalb von 76,50 Euro notieren,

EINSATZMÖGLICHKEITEN Strangle DIE FUNKTIONSWEISE EINES STRANGLES ÄHNELT BIS AUF EIN WESENTLICHES DETAIL DEM STRADDLE: STATT AM GELD NOTIERENDE OPTIONS- SCHEINE ZU VERWENDEN, KOMMEN BEIM STRANGLE CALL- UND PUT-OPTIONS- SCHEINE AUS DEM GELD ZUM EINSATZ. Der Basispreis des Call-Optionsscheins liegt folglich über dem aktuellen Basiswertkurs und der Basispreis des Put-Optionsscheins ist darunter gelegen. Beide Optionsscheine beziehen sich auf denselben Basiswert, haben die gleiche Laufzeit und werden in identischer Stück- zahl – gegebenenfalls unter Berücksichti- gung verschiedener Bezugsverhältnisse – erworben. Der Kaufpreis einer solchen Kombinati- onsposition ist günstiger als der eines vergleichbaren Straddles, da die Opti- onsscheine aus dem Geld notieren. Dafür ist der Anleger auf eine noch stärkere Trendbewegung des Basiswerts ange- wiesen, damit einer der beiden Options- scheine am Bewertungstag so weit im Geld notiert, dass der innere Wert größer als der ursprüngliche Kaufpreis der Gesamtposition ist. Dies zeigt auch die nebenstehende Grafik, die den Einstieg in einen Strangle zu 1,80 Euro bei Basis- preisen von 110 Euro (Call) und 90 Euro (Put) unterstellt. Der Basiswert muss 30 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE hier am Bewertungstag über 128 Euro beziehungsweise unter 72 Euro notieren, damit bei der finalen Bewertung ein Gewinn entsteht. Die Break-Even-Punkte im Straddle-Beispiel lagen hingegen bei 123,50 Euro beziehungsweise 76,50 Euro. Während der Laufzeit ist eine möglichst schnelle und kräftige Trendbewegung des Basiswerts wünschenswert, damit einer der beiden Optionsscheine mit seinem wachsenden Delta die Verluste des ande- ren Optionsscheins mehr als ausgleicht und einen baldigen Verkauf ermöglicht. Auch Volatilitätssteigerungen helfen der Position. Daher gilt ebenso wie beim Straddle, dass der Einstieg einer wenig schwankungsintensiven Phase mit der Erwartung einer wachsenden Volatilität verbunden sein sollte. PERFORMANCE EINES EXEMPLARISCHEN STRANGLES AM BEWERTUNGSTAG Basispreis Call 110 Euro, Put 90 Euro, Bezugsverhältnis 0,1 Kaufpreis Straddle 1,80 Euro Break-Even 128 Euro bzw. 72 Euro l a u t n e z o r p t s u l r e V / n n w e G i 250 % 200 % 150 % 100 % 50 % 0 % −50 % −100 % 0 3 5 4 0 6 5 7 0 9 5 0 1 0 2 1 5 3 1 0 5 1 5 6 1 Basiswertkurs

EINSATZMÖGLICHKEITEN PERFORMANCE EINES EXEMPLARISCHEN STRIPS AM BEWERTUNGSTAG Basispreis Call und Put 100 Euro, Bezugsverhältnis 0,1 1 Call + 2 Puts, Kaufpreis Strip 3,35 Euro Break-Even 133,50 Euro bzw. 83,25 Euro l a u t n e z o r p t s u l r e V / n n w e G i 350 % 300 % 250 % 200 % 150 % 100 % 50 % 0 % −50 % −100 % 0 3 5 4 0 6 5 7 0 9 5 0 1 0 2 1 5 3 1 0 5 1 5 6 1 Basiswertkurs In der rechts stehenden Grafik zum Strip beträgt der Kaufpreis 3,35 Euro. Demnach fallen am Bewertungstag bei Basiswert- kursen unterhalb von 83,25 Euro oder oberhalb von 133,50 Euro Gewinne an. Strip und Strap arbeiten jeweils mit drei Optionsscheinen am Geld, sodass beim Einstieg viel Zeitwert bezahlt wird. Daher sollten Käufe ausschließlich bei niedriger Volatilität zu entsprechend günstigen Optionsscheinpreisen in Erwägung gezo- gen werden. Der Anleger sollte von einer unmittelbar bevorstehenden Trendbe- wegung des Basiswerts in der prognosti- zierten Richtung überzeugt sein. 32 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE

HEBELPRODUKTE IM VERGLEICH Optionsscheine vs. Knock-Outs DIE GROSSE FAMILIE DER HEBELPRODUKTE UMFASST KLASSISCHE OPTIONSSCHEINE, KNOCK-OUT PRODUKTE (TURBOS, OPEN-END TURBOS, MINI-FUTURES) UND FAKTOR- ZERTIFIKATE. DA OPTIONS- SCHEINE UND KNOCK-OUT PRODUKTE ALS ALTERNATIVEN VERSTANDEN WERDEN KÖN- NEN, WERDEN SIE IM NACH- FOLGENDEN GEGENÜBERGE- STELLT. OHNE INNEREN WERT KEINE EXIS- TENZ VON KNOCK-OUT PRODUKTEN Knock-Out Produkte sind nur dann existent, wenn sie einen inneren Wert be- sitzen. Sobald der innere Wert während der Laufzeit (fast) verbraucht ist, weil der Basispreis beziehungsweise eine davor platzierte Kursschwelle verletzt wird, verfällt das Produkt unwiederbringlich und wird wertlos oder weist allenfalls einen geringen Restwert auf. Bei Options- scheinen ist es hingegen unerheblich, ob der Basiswert während der Laufzeit unter den Basispreis fällt (Call) oder über den Basispreis steigt (Put). Der Optionsschein verliert dabei zwar an Wert, existiert aber weiter. KNOCK-OUT PRODUKTE REAGIEREN EINS ZU EINS Der Preis von Knock-Out Produkten ist ganz oder weitgehend unabhängig von der Volatilität des Basiswerts und die Wertpapiere reagieren – zumindest näherungsweise – eins zu eins auf die absoluten Kursbewegungen des Basis- werts. Das Delta beträgt also (fast) 1 beziehungsweise (fast) −1. Bei Options- scheinen ist diese Eigenschaft allenfalls sehr tief im Geld gegeben. VORTEILE DER DELTA-KURVE VON OPTIONSSCHEINEN Optionsscheine haben ein Delta von 0 bis 1 (Calls) bzw. 0 bis −1 (Puts), wobei das Delta in Abhängigkeit vom Basiswertkurs der charakteristischen S-Kurve folgt. Für den Anleger ergeben sich daraus Vorteile. Bewegt sich der Basiswert in die ungüns- tige Richtung, fällt zwar der Options- scheinkurs. Durch das sinkende Delta werden die absoluten Preisrückgänge jedoch abgemildert. Entwickelt sich der Basiswert hingegen wie gewünscht, so wächst das Delta des Optionsscheins und die absolute Bewegung des Basiswerts wirkt sich zunehmend stark im Options- scheinkurs aus. Diese Wirkungsweise gilt jedoch unter Ausklammerung anderer Einflüsse. Zum Beispiel wirkt das Theta gegen diesen Effekt und Volatilitätsän- derungen können ihn verstärken oder gar unterbinden. Ein Knock-Out Produkt reagiert hingegen in jeder Situation fast eins zu eins auf die Kursbewegungen des Basiswerts, sodass speziell bei nahen K.-O.-Barrieren eine hohe Totalverlustgefahr besteht. VOLATILITÄTSÄNDERUNGEN BRINGEN CHANCEN UND RISIKEN Dass Knock-Out Produkte nicht oder kaum auf Volatilitätsänderungen rea- gieren, trägt zum einfachen Verständnis der Wertentwicklung bei. Ein reiner Vorteil ist dieser Aspekt jedoch nicht. Optionsscheine, egal ob Call oder Put, werden positiv von einer steigenden Volatilität beeinflusst und da die Volati- lität zumindest im Aktienbereich meist bei sinkenden Basiswertnotierungen steigt, kann es dadurch bei unglücklichen Call-Positionen zu einer Abmilderung der Verluste und bei Put-Positionen zu einer Verstärkung der Gewinne kommen. Wenn die implizite Volatilität bei stei- genden Basiswertkursen jedoch abnimmt, leiden Put-Optionsscheine zusätzlich zur 34 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE

CHANCEN UND RISIKEN Jeder Optionsschein existiert bis zum Laufzeitende, da er zuvor nicht völlig wertlos werden kann. Weit aus dem Geld notierende Optionsscheine können – speziell bei kurzer Restlaufzeit – aber schon vor dem Bewertungstag faktisch einen Totalverlust verursachen. Chancen Mit Call- oder Put-Optionsscheinen kön- nen Anleger auf steigende oder sinkende Notierungen des Basiswerts setzen. Optionsscheine ermöglichen im Vergleich zum Direktinvestment überproportio- nale Gewinne (Hebelwirkung), können aber auch zu überproportional hohen Verlusten bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen. Wenn sich der Basiswert zugunsten des jeweiligen Optionsscheins entwickelt, kann das tendenziell zunehmende Delta eine wachsende Partizipation an einer weiteren erwünschten Bewegung des Basiswerts hervorrufen. Umgekehrt kann das abnehmende Delta bei einer uner- wünschten Entwicklung des Basiswerts die absoluten Kursverluste des Options- scheins etwas abmildern. Eine potenziell steigende implizite Vola- tilität des Basiswerts kann die Kursent- wicklung des Optionsscheins positiv beeinflussen. Pro Basiswert kann der Anleger in der Regel zwischen Optionsscheinen mit verschiedenen Ausstattungsparametern wählen und somit sein Investment seiner individuellen Risikoneigung und Erwar- tung anpassen. Die große Auswahl an Basiswerten bietet Zugang zu einer breiten Palette an Inves- titionsmöglichkeiten mit Hebelwirkung. Anleger können sich über das Angebot an Optionsscheinen von Morgan Stanley auf der entsprechenden Website informieren. Optionsscheine können für den Intraday- Handel genutzt werden, um Bewegungen des Basiswerts innerhalb eines Tages mit Hebelwirkung auszunutzen. Ebenso können Optionsscheine genutzt werden, um auf mehrtägige Trendbewe- gungen des Basiswerts zu setzen. Hierbei ist die begrenzte Laufzeit des jeweiligen Optionsscheins zu beachten, innerhalb derer das vom Anleger erwartete Szena- rio eintreffen muss. 36 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE

KURZPORTRÄT MORGAN STANLEY Morgan Stanley: Unsere Welt in Zahlen WIE VIELE MENSCHEN ARBEITEN FÜR MORGAN STANLEY? WELCHES VERMÖGEN VERWALTEN WIR FÜR UNSERE KUNDEN? WAS LEISTEN WIR FÜR WOHLTÄTIGE ZWECKE? UND WIE HOCH IST EIGENT- LICH UNSER HAUPTQUARTIER IN NEW YORK? DIE ANTWORTEN LIEFERN BEEINDRUCKENDE UND INTERESSANTE ZAHLEN, DIE EINBLICK GEBEN IN EINE DER GRÖSSTEN BANKEN DER WELT. 38 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE

GLOSSAR Das A bis Z der Optionsscheine Aktiensubstitution Besitzt man aktuell nicht das nötige Kapital für einen geplanten Aktienkauf, so lässt sich die Strategie der Aktiensub- stitution anwenden. Hier verschiebt man den Erwerb der Aktie in die Zukunft und ersetzt ihn – zumindest vorübergehend – durch den Kauf entsprechender, am Geld notierender Optionsscheine. Somit ist nur ein deutlich geringerer Kapitaleinsatz nötig, und man kann dennoch von den Kursanstiegen des Basiswerts profitie- ren. Am Verfalltag der Optionsscheine erwirbt man dann die Aktie. Am Geld Ein Optionsschein notiert am Geld, wenn Basispreis und aktueller Basiswertkurs einander entsprechen. Amerikanisches Ausübungsrecht Das Optionsrecht von Optionsscheinen mit amerikanischem Ausübungsrecht kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt wäh- rend der Laufzeit ausgeübt werden. Aufgeld, absolutes Der Betrag, um den der Kauf (Call) beziehungsweise der Verkauf (Put) des Basiswerts über die Ausübung teurer wäre beziehungsweise weniger einbrin- gen würde, als wenn der Basiswert direkt zum aktuellen Börsenkurs gehandelt wird. Aufgeld, prozentuales Hier wird das absolute Aufgeld auf den aktuellen Basiswertkurs bezogen. Aufgeld p. a. Das Aufgeld p. a. ist geeignet, um Options- scheine mit unterschiedlicher Laufzeit, jedoch identischem Basiswert zu verglei- chen. Hier wird das prozentuale Aufgeld auf die Restlaufzeit des Optionsscheins bezogen. Aus dem Geld Liegt der aktuelle Basiswertkurs beim Call-Optionsschein unter dem Basispreis oder beim Put-Optionsschein über dem Basispreis, so notiert der Optionsschein aus dem Geld. 40 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE Außerbörslicher Handel Optionsscheine können mittels Brokers direkt mit dem Emittenten gehandelt werden, ohne dass eine Börse dazwischen- geschaltet ist. Basispreis Der festgelegte Kurs, zu dem der Inhaber eines Call-Optionsscheins den Basiswert kaufen und der Inhaber eines Put-Opti- onsscheins den Basiswert verkaufen darf. Basiswert Der Basiswert ist das Finanzinstrument (z. B. eine Aktie, ein Index, eine Währung, ein Rohstoff), auf den sich der Options- schein bezieht. Bewertungstag Am Bewertungstag endet die Laufzeit des Optionsscheins. Besitzt der Options- schein zu diesem Zeitpunkt einen inneren Wert, so wird dieser als Geldbetrag (beim Cash Settlement) automatisch auf das Handelskonto des Anlegers überwiesen. Besitzt der Optionsschein am Verfalltag keinen inneren Wert, so verfällt er wertlos. Bezugsverhältnis Das Bezugsverhältnis gibt an, auf wie viele Einheiten des Basiswerts sich jeder Optionsschein bezieht. Mit einem häufig verwendeten Bezugsverhältnis von 0,1 wird zum Beispiel ausgedrückt, dass sich der einzelne Optionsschein auf ein Zehn- tel des Basiswerts bezieht. Black-Scholes-Formel Ein mathematisches Modell zur Berech- nung des fairen Werts von Optionen. In die Formel fließen der Basispreis, der Basiswertkurs, die Restlaufzeit, die im- plizite Volatilität und das Zinsniveau als Einflussfaktoren ein. Break-Even Der Break-Even betrachtet die Situation am Bewertungstag, wenn der Options- schein ausschließlich einen inneren Wert besitzen kann. Er gibt an, auf welchen Kurs der Basiswert mindestens gestie- gen (Call) bzw. gefallen (Put) sein muss, damit der Anleger mit seinem Options- schein, bezogen auf den Kaufpreis, keinen Verlust erleidet. Brief-Kurs Zum Brief-Kurs ist der Emittent bzw. der Market Maker bereit, seine Options- scheine zu verkaufen. Gegenstück ist der Geld-Kurs, zu dem die Optionsscheine von Anlegern zurückgekauft werden. Der Brief-Kurs ist größer als der Geld- Kurs. Call-Optionsschein Der Call-Optionsschein verleiht seinem Inhaber das Recht, aber nicht die Pflicht, einen Basiswert zum Basispreis innerhalb (amerikanische Art) oder am Ende (Euro- päische Art) der Laufzeit zu kaufen. Cash Extraction Bei der Cash-Extraction Strategie verkauft der Anleger eine im Gewinn liegende Aktienposition und erwirbt mit dem realisierten Gewinn oder einem Teilbetrag davon Call-Optionsscheine. Er profitiert somit von weiter steigenden Kursen des Basiswerts, hat sein Risiko für das ehemals in die Aktie investierte Kapital aber eliminiert. Cash Settlement Die meisten Optionsscheine sehen bei Ausübung des Optionsrechts keine physische Lieferung (Call) bzw. Abnahme (Put) des Basiswerts vor. Stattdessen wird der innere Wert in bar als Überwei- sung an den Anleger ausgezahlt. Delta Das Delta gibt an, um wie viel Euro der Optionsscheinpreis bei einer Kursänderung des Basiswerts um eine Geldeinheit steigt bzw. sinkt. Bei einem Call-Optionsschein liegt das Delta immer zwischen 0 und 1. Bei einem Put-Optionsschein notiert es zwi- schen 0 und −1. Je weiter der Optionsschein aus dem Geld notiert, desto näher rückt das Delta dem Wert 0. Sehr tief im Geld notierende Optionsscheine besitzen ein Delta von (nahezu) 1 (Call) bzw. −1 (Put).

GLOSSAR Spread, homogenisierter Die absolute Geld-Brief-Spanne (Spread) wird hier um das Bezugsverhältnis des Optionsscheins bereinigt. So wird der Spread von Optionsscheinen mit unterschiedlichen Bezugsverhältnissen vergleichbar gemacht. Stillhalter Der Emittent eines Optionsscheins nimmt die Position des Stillhalters ein, der das Optionsrecht dem Käufer zu gewährleis- ten hat. Optionsschein-Anleger können niemals Stillhalter werden und tragen demnach keine Pflichten. Straddle Mit der Strategie des Straddles setzt der Anleger auf eine starke und möglichst nachhaltige Kursbewegung eines Basis- werts. Dabei ist es völlig gleichgültig, in welche Richtung sich der Basiswert entwickelt, denn zum Aufsetzen des Straddles erwirbt der Anleger einen Call- und einen Put-Optionsschein auf densel- ben Basiswert mit identischem Basispreis am Geld und mit derselben Laufzeit. Strap Die Strategie des Strap ist dem Straddle sehr ähnlich. Allerdings setzt der Anleger hier auf eher steigende Basiswertkurse. Er erwirbt daher jeweils zwei Call-Opti- onsscheine und einen Put-Optionsschein auf denselben Basiswert. Der Basispreis der Optionsscheine notiert wiederum am Geld, und die Optionsscheine besitzen die gleiche Laufzeit. Steigt der Basis- wert, so gelangt der Investor durch die beiden Call-Optionsscheine schneller in den Gewinn als beim Straddle. Sinkt der Basiswert, so mindert der Put-Opti- onsschein die Verluste der Call-Options- scheine und kann die Strategie bei stark einbrechenden Basiswertkursen sogar in den Gewinn führen. Strip Die Strategie des Strips ist dem Straddle sehr ähnlich. Allerdings setzt der Anleger eher auf sinkende Basiswertkurse. Er erwirbt daher jeweils zwei Put-Options- scheine und einen Call-Optionsschein auf denselben Basiswert. Der Basispreis der Optionsscheine notiert wiederum am Geld, und die Scheine besitzen die gleiche Laufzeit. Sinkt der Basiswert- 42 MORGAN STANLE Y | OPTIONSSCHEINE kurs, so gelangt der Investor durch die beiden Put-Optionsscheine schneller in den Gewinn als beim Straddle. Steigt der Basiswert, so mindert der Call-Opti- onsschein die Verluste der Put-Options- scheine und kann die Strategie bei stark zulegenden Basiswertkursen sogar in den Gewinn führen. Theoretischer Wert Der theoretische Wert (auch fairer Wert) ist der nach dem Black-Scholes-Modell errechnete Optionsscheinpreis. Theta Das Theta wird als Ableitung aus der Black-Scholes-Formel ermittelt und als tägliches oder auch wöchentliches Theta angegeben. Es besagt, um wie viel Geldeinheiten der Optionsschein durch den Zeitwertverlust aufgrund der abnehmenden Restlaufzeit von einem Tag auf den anderen bzw. innerhalb von einer Woche verlieren wird. Das Theta kann auch als prozentuale Größe angegeben werden. Totalverlust Der Totalverlust des gesamten eingesetz- ten Kapitals droht bei Optionsscheinen, wenn diese am Ende der Laufzeit keinen inneren Wert besitzen. Zuvor kann der Optionsschein schon faktisch wertlos sein, weil er sehr weit aus dem Geld notiert. Er besitzt dann aber immer noch einen kleinen Restwert und wird erst am Verfalltag komplett wertlos. Vega Das Vega gibt an, um wie viel Euro ein Optionsschein sinkt (steigt), wenn sich die implizite Volatilität um einen Prozent- punkt verringert (erhöht). Da die implizite Volatilität mitunter großen Verände- rungen unterliegt, sollte der Kennzahl Vega große Bedeutung zugemessen werden. Optionsscheine mit einem hohen Vega sind von den Bewegungen der Vola- tilität erheblich abhängig. Volatilität Die Volatilität misst die Schwankungsin- tensität eines Finanzinstrumentes. Volatilität, historische Die historische Volatilität ist die Schwan- kungsintensität eines Finanzinstrumentes in der Vergangenheit innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Volatilität, implizite Zur Berechnung von Optionsscheinprei- sen verwendet der Emittent die implizite Volatilität. Sie arbeitet hier mit den Erwartungen bezüglich der künftigen Schwankungsintensität des Basiswerts. Warrant Ist die englische Bezeichnung für einen Optionsschein. Zeitwert Der Zeitwert ist neben dem inneren Wert die zweite Komponente des Optionsscheinpreises. Er kann als eine Art „Spekulationsprämie" für die Chance betrachtet werden, dass der innere Wert bis zum Ende der Laufzeit des Options- scheins noch größer wird bzw. überhaupt erst entsteht. Einfluss auf die Höhe des Zeitwerts haben die Volatilität des Basiswerts, die Restlaufzeit des Options- scheins, das Zinsniveau und das Kursni- veau des Basiswerts. Mit abnehmender Restlaufzeit sinkt der Zeitwert des Optionsscheins grundsätzlich schneller. Zeitwertverlust, Zeitwertverfall Der Zeitwert eines Optionsscheins sinkt mit abnehmender Restlaufzeit, wobei der Wertverlust zunehmend beschleunigt. Am Ende der Laufzeit ist der Zeitwert per Definition gleich null. Der Options- schein kann dann nur noch einen inneren Wert besitzen. Sonst verfällt er wertlos. Im Geld notierende Optionsscheine sind vom zunehmenden Zeitwertverlust weni- ger stark betroffen. 90/10-Strategie Die 90/10-Strategie ermöglicht es dem Anleger, mit insgesamt begrenztem Risiko von den Kurssteigerungen einer Aktie zu profitieren. 90 Prozent des für die Aktie vorgesehenen Kapitals werden dabei in eine fest verzinste Anlage investiert und mit den verbleibenden 10 Prozent wird ein Call-Optionsschein erworben. Die Risiken sind folglich auf diese 10 Prozent, abzüglich der sicheren Zinseinnahmen, begrenzt.

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